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Zwischenfazit

Sonntag, 27. Januar 2013

Seit unserer Rückkehr aus Singapur gönnen wir uns eine kleine Reise-Pause und verbringen wieder Zeit in Cyberjaya, u.a. um in KL Thaipusam und Chinese New Year zu erleben. Deshalb gab es jetzt auch länger nichts neues zu lesen. Auf jeden Fall genug Zeit, die letzten fast 4 Monate Revue passieren zu lassen und ein kleines Fazit zu ziehen:

 

Kontra

Zunächst die negativen Dinge und ein paar Worte über die Uni. Das Niveau an der Uni ist niedrig im Vergleich zur TU München. Wenn hier in Cyberjaya eine ähnliche Konstellation wie im Silicon Valley angestrebt wird, wird dies noch ein sehr langer Weg. An der Uni fallen Kurse häufig aus, werden verschoben, die Dozenten sind teilweise unpünktlich oder unzuverlässig. Die Thematik in den Kursen geht nicht in die Tiefe. Sobald es interessant wird, gehts schon ins nächste Kapitel. Die Prüfungsergebnisse fallen trotzdem grottenschlecht aus. Eine Dozentin hat sogar einen Exkurs zur richtigen Beantwortung von Klausur-Fragen gegeben.

 

Das Nahverkehrs-System ist - wie bereits erwähnt - nicht leicht zu durchblicken und man kommt insgesamt nur recht langsam voran.

 

Ein großes Manko ist, dass wir bisher fast überall schlechte Internet-Verbindungen hatten. Malaysia ist was Breitband angeht eigentlich sehr gut ausgebaut, an manchen Stellen scheints aber trotzdem an vernünftiger WLAN-Struktur zu haken, sogar an der Uni (Multimedia University) läufts fast nirgends gut. Häufig muss man auf das im Vergleich zu Deutschland recht gute Mobilfunknetz ausweichen.

 

Auch der Umwelt wird noch keine so große Bedeutung beigemessen. Sprit ist günstig, fast alles wird mit dem Auto bewältigt, Fahrräder quasi nicht existent. Viele Regenwald-Flächen wurden bereits abgeholzt und in Palmöl-Plantagen umgewandelt. Supermärkte und Restaurants verbrauchen Unmengen an Plastiktüten und ein Pfandflaschen-System gibt es nicht.

 

Die von mir so gelobte Lebenseinstellung hat auch Nachteile, wenns um Zusammenarbeit/-leben geht. Beschwerden werden nicht unmittelbar bearbeitet, sondern es muss erst Druck aufgebaut werden. Einige Bauwerke werden einfach nicht gepflegt und sind je nach Alter bereits baufällig.

 

Pro

Demgegenüber stehen aber viele positive Dinge.

 

Am auffälligsten ist die positive Einstellung der Menschen gegenüber Fremden und zum Leben. Die Menschen laufen mit einem gut gelaunten Gesichtsausdruck durch die Straßen und die Köche und Roti-/Naan-Bäcker scheinen Spaß an ihrer Arbeit zu haben.

Dazu kommt noch die hohe Hilfsbereitschaft. Immer wieder wird man positiv davon überrascht, z.B. wenn man verwirrt herumsteht und sofort jemand herbeieilt und helfen möchte oder es wird einem im Supermarkt beim Einkauf ein Korb gereicht, Fahrer nehmen einen mit, obwohl das Auto bereits voll ist etc.

 

Bei den warmen Temperaturen kommt man zwar häufig ins Schwitzen, aber auf Dauer ist es einfach angenehm, sich nie Gedanken darüber machen zu müssen, ob man eine Jacke braucht, denn es ist einfach immer warm und es wird auch immer zur gleichen Zeit hell und dunkel.

 

Insgesamt wird weniger Wert auf Äußeres gelegt. Ein Kratzer im Auto löst zum Beispiel kein solches Entsetzen aus wie bei uns. Insgesamt sind die Menschen auch nicht so pingelig bei Kleinigkeiten.

 

Verblüffend ist auch das hohe gegenseitige Vertrauen, die Leute versuchen sich nicht dauernd gegenseitig über den Tisch zu ziehen, sondern man ist sich grundsätzlich freundlich gesinnt. Beispielsweise muss man in den meisten Restaurants beim Zahlen aufzählen, was man gegessen und getrunken hat. Auch der Ticketverkauf im Bus läuft vertrauenswürdiger ab, es wird gar nicht erst so häufig versucht, schwarz zu fahren. Auch das Trampen hat fast überall problemlos geklappt, obwohl man uns auf Anhieb ansieht, dass wir Europäer sind.

 

Erwähnenswert ist auch das Mobilfunknetz (insb. Maxis). Dieses überzeugt mit sehr guter Abdeckung, schnellen Datenverbindungen und sehr günstigen Preisen, auch fürs Telefonieren ins Ausland.

 

Aber nicht nur das Telefonieren sondern auch viele weitere Dinge sind verblüffend günstig. Dazu zählt das Essen in Restaurants, frisch gepresste Säfte, günstiges Wäsche waschen, Lieferservice, Taxi fahren, Übernachtungen, Mopedverleih, Benzin u.v.m.

 

Vermisst

Nach über 3 Monaten im Ausland vermisst man natürlich auch einige Dinge, die man zuhause so gewöhnt ist. Es wär schön, mal wieder selbst zu kochen und sich nicht immer nur bedienen zu lassen. Genauso wärs schön, mal wieder in festes Brot beißen zu können oder Bier/Alkohol oder Schokolade zu günstigen Preisen kaufen zu können oder gar in einem gut sortierten Discounter einzukaufen, wo man keine böse Überraschung erlebt, wenn man den Einkaufskorb unachtsam füllt. Und es wär super, mal wieder sauberes Trinkwasser aus der Leitung zu bekommen und das Wasser nicht immer abkochen zu müssen.

 

Gerade jetzt im Januar fehlt mir manchmal der Winter, der Schnee und das Skifahren, auf das ich diese Saison leider verzichten muss. Und wo ich gerade bei Freizeit-Aktivitäten bin, fehlt mir auf Dauer auch das Fahrradfahren bzw. Mountain-Biken. Stattdessen können wir aber täglich direkt vor der Tür Schwimmen gehen, da der Pool endlich mal gereinigt wurde.

 

Fazit

Zusammengefasst wars auf jeden Fall eine gute Entscheidung, das Auslandssemester zu machen. Man sammelt eine Menge neuer Erfahrungen und muss sich mal komplett einem anderen Land hingeben. Ich freu mich auf alles was noch kommt und würds auf jeden Fall wieder machen. Beim nächsten Mal würde ich hingegen die Uni weglassen, denn ich habe festgestellt, wie gut das Niveau bei uns an der TU eigentlich ist.